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Urban Green Workshop 2015

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Die Proteste im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 oder zum Erhalt des Gezi Park in Istanbul haben gezeigt, dass urbanes Grün häufig zum Kristallisationspunkt politischer und gesellschaftlicher Konflikte wird. Besonders in den Städten des Globalen Südens kommt es zu dynamischen Veränderungen und vormals scheinbar vergessene Landreserven (z.B. Grün- und Freiflächen entlang von Flüssen, Kanälen, Eisenbahngleisen oder Schnellstraßen) rücken ins Blickfeld der Stadtentwicklung. Die Aushandlungsprozesse um urbanes Grün und die damit verbundenen Werte und Vorstellungen der unterschiedlichen Akteure im Hinblick auf eine lebenswerte, gerechte und nachhaltige Stadt bieten insofern vielfältige Anknüpfungspunkte für interdisziplinäre Forschungsaktivitäten unter Beteiligung der Geographie. 

Am 25./26. Juni 2014 fand an der Universität zu Köln im Rahmen des Global South Studies Center (GSSC) ausgerichtet in universitätsinterner Kooperation des GSSC mit dem Geographischen Institut, dem internationalen Kolleg Morphomata und der Competence Area IV (Kulturen und Gesellschaften im Wandel) ein Workshop zum Thema Urban Green statt. Als Exzellenzcluster an der Universität zu Köln bündelt das GSSC interdisziplinäre Forschungsaktivitäten und schafft Synergien zwischen einzelnen Disziplinen. Ziel des Auftakt-Workshops war es eine Plattform für einen interdisziplinären Austausch zum Themenfeld Urban Green zu schaffen und über eine Vernetzung der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsame zukünftige Forschungsaktivitäten anzustoßen.

Vier öffentliche Vorträge beleuchteten unterschiedliche Perspektiven auf urbanes Grün und dienten als Impulse für den fächerübergreifenden Dialog. Zum Auftakt sprach Ciraj Rassool (Professor of History and Director of the African Programme in Museum and Heritage Studies, University of the Western Cape, South Africa) zum Thema Parks and Public. Die historischen und aktuellen Entwicklungen in Südafrika haben vielfältige Denkanstöße für die anschließende Diskussion gegeben. Daran sowohl inhaltlich wie auch räumlich anknüpfend erläuterte Janie Swanepoel (PhD Researcher Anthropology in the Prestige Scholars Progamme at the University of the Free State, South Africa) in ihrem Vortrag mit dem Thema Custodians of urban nature: questions of legitimacy and accessibility die Konflikte im Umgang mit Nationalparkkonzepten im städtischen Raum am Beispiel des Table Mountain National Park in Kapstadt. Als praktizierenden Stadtgärtner hat Marco Clausen (Geschäftsführer Nomadisch Grün gGmbH, Mitgründer Prinzesinnengarten Berlin) unter dem Titel Princess Garden - between pioneer use and urban land grabbing über die Bedeutung von urbaner Landwirtschaft sowie den Herausforderungen und Konflikten von urbanem Grün als Zwischennutzungskonzepten berichtet. Aus stadt- und regionalplanerischer Perspektive zeichnete Professor N. Sridharan (Director School of Planning and Architecture, Vijayawada, India) in seinem Vortrag zum Thema Vanishing Urban Green in India - Misuse and abuse of Master and Regional Plans den Rückgang öffentlicher Grünflächen am Beispiel aktueller Stadtentwicklungsprozesse in Indien nach. 

Unter externer Moderation von Frau Dr. Susanne Spülbeck (Blickwechsel) diskutierten rund 25 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen (u.a. Afrikanistik, Ethnologie, Regionalwissenschaften, Geschichte, Stadtplanung, Literaturwissenschaft und Geographie) die in den Vorträgen aufgeworfenen größeren Themenfelder wie z.B.  der Frage nach einem (gerechten) Zugang zu urbanem Grün oder der Konzeptualisierung von Grün- und Freiräumen in der Stadt als hybriden Räumen jenseits des dichotomischen Verständnisses von Natur und Kultur. Zum Abschluss des ersten Tages erkundeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter Führung von Boris Sieverts (Büro für Städtereisen) den Inneren Grüngürtel in Köln. Neben den historischen Entwicklungen widmete sich die Exkursion an verschiedenen Standorten aktuellen Planungen, Entwicklungen und Konflikten im Umgang mit städtischem Grün.

Am als World-Café konzipierten zweiten Tag setzten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kleingruppen intensiv mit den aufgeworfenen Fragestellungen, Themenfeldern und konzeptionellen Ideen auseinander und entwickelten Ideen für gemeinsame Forschungsaktivitäten und weitere Veranstaltungen. Im Rahmen des Deutschen Kongresses für Geographie 2015 in Berlin laden wir in diesem Kontext zur Fachsitzung Urban green spaces and sustainable urban development ein.

Kontakt und weitere Informationen:

Alexander Follmann
Peter Dannenberg