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Summer School Berlin: Urban Development and Green Space Planning – The example of Tempelhofer Feld

Erlebnisbericht zur DAAD Summer School von Gideon Hartmann (Teilnehmer)

Im August 2016 fand im Rahmen des DAAD Netzwerkes Remapping the Global South die erste von drei interdisziplinären und interkulturellen Summer Schools zum Themenschwerpunkt Natural and Cultural Heritage as new Commons statt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Dannenberg und Dr. Alexander Follmann (beide Geographisches Institut, Universität zu Köln) nahmen insgesamt 17 Doktoranden und Master-Studierende der Jawaharlal Nehru University (JNU, Delhi), der University of Western Cape (UWC, Kapstadt) und des Geographischen Instituts der Universität zu Köln an der Summer School teil. Die Veranstaltung umfasste ein dreitägiges Vorbereitungsseminar in Köln und einen zehntägigen Feldaufenthalt in Berlin. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Untersuchung des Tempelhofer Feldes als Beispiel für einen konfliktgeladenen politischen und zivilgesellschaftlichen Aushandlungsprozess um die Nachnutzung einer innerstädtischen grünen Brachfläche.
Mit der Öffnung des ehemaligen Flughafengeländes Tempelhof entstand in Berlin eine der größten städtischen Grünflächen der Welt, die nach einem hochpolitischen Diskussionsprozess und letztendlich einem Referendum zur weiteren Nutzung weder bebaut, noch sonderlich verändert werden darf. Große Teile der ehemaligen Flughafeninfrastruktur bleiben so erhalten und stehen für die Historie des Ortes. Das Tempelhofer Feld erscheint zugleich als ein Sinnbild eines zivilgesellschaftlichen Protests gegen eine Flächennutzungspolitik, die in den jüngsten Jahren die, nach Auffassung vieler Bürger, die Wünsche vieler Berliner vernachlässigt hat. Das dazu erlassene Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes ermöglicht heute die Nutzung der Grünfläche durch Jedermann für Erholung, Sport, Urban Gardening und andere Veranstaltungen, die durch Pionierprojekte unterstützt werden. Neben der direkten Erholungsfunktion bietet das Feld Ökosystemdienstleistungen mit seiner regulativen Wirkung auf das Stadtklima sowie der Sicherung weitläufiger Flächen für Vögel und sonstige Fauna und Flora. Die Dynamiken um das Tempelhofer Feld bieten deshalb eine thematische Grundlage um im Kontext des o.g. Forschungsbereiches als Fallbeispiel für die Verknüpfungen von natürlichem und kulturellem Erbe zu dienen.

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  • Treffen mit Mitgliedern des "Allmendekontors" - einem Pionierprojekt zur Nutzung des Tempelhofer Feldes (Bilder: A. Follmann)

  • Diskussionsrunde zur Zukunft urbaner Gärten und zum Recht auf Stadt im Prinzessinnengarten (Bilder: A. Follmann)

In der Vorbereitungsphase am Geographischen Institut der Universität zu Köln entwickelten die Teilnehmer drei Forschungsthemen: 1) Comparing impacts on biodiversity: Urban Gardening and Allotment Gardening around Tempelhofer Feld ,2) Participation in the urban social movement around Berlin’s Green Space Tempelhofer Feld und 3) Externalities of Urban Green Space: The influence of Tempelhofer Feld on the transformation of the business landscape in Schillerkiez. Die Themen beschäftigen sich insofern mir ökologischen, soziopolitischen und sozioökonomische Aspekten des Tempelhofer Felds und dessen Umgebung. Um der Fragestellung nachzugehen, inwiefern die temporäre Nutzung der Fläche für Urban Gardening eine Ökosystemfunktion für die Stadt Berlin übernehmen kann, entwickelten die Studierenden des ersten Themenbereiches eine Methodik zum Vergleich der Biodiversität der Urban Gardening Flächen auf dem Feld mit der angrenzender Schrebergärten. Das zweite Forschungsthema bezog sich insbesondere auf die Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des Feldes. Die Studierenden gingen der Frage nach, ob nach dem intensiven Kräftezerren zwischen dem Berliner Senat und insbesondere der Initiative 100% Tempelhofer Feld bis heute nicht das erreicht wurde, was dem Wunsch der Besucher entspricht und ob das Feld womöglich sogar Ort von Ausgrenzung verschiedener sozialer Milieus ist. Im dritten und letzten Themenbereich lag der Fokus auf den ökonomischen Einflüssen des Feldes auf angrenzende Stadtteile: Am Beispiel des Schillerkiezes wurde deshalb die Fragestellung verfolgt inwiefern die Öffnung des Feldes die Geschäftslandschaft transformiert hat und bis heute prägt.  
Die Teilnehmer der Summer School verbrachten 10 Tage im Untersuchungsgebiet und bearbeiteten die drei Themenbereiche mittels eines Methodenmixes, welcher von einer quantitativen Besucherbefragung, Expertenrunden und Podiumsdiskussionen, qualitativen Interviews mit Schrebergärtnern, Politikern, Stadtplanern und Geschäftsleuten bis hin zur Kartierung von Gärten, Beeten und Geschäften reichte.
Die Analyse und Interpretation der gesammelten Daten und Erkenntnisse erfolgt derzeit seitens der Studierenden. Ergebnisse können voraussichtlich ab Ende Oktober auf der Homepage des Geographischen Instituts Köln eingesehen werden. Die lebhafte und hochmotivierte Beteiligung der Studierenden stimmt optimistisch für die zwei verbleibenden Feldaufenthalte in Delhi (Oktober 2016) und Kapstadt (2017), welche verwandte Themen aufgreifen werden.

Kontakt und weitere Informationen

Peter Dannenberg
E-Mail: p.dannenberg@uni-koeln.de
Alexander Follmann
E-Mail: a.follmann@uni-koeln.de

Literatur:

  • Bernt, M., B. Grell & A. Holm (2013): The Berlin Reader. A Compendium on Urban Change and Activism. Berlin: transcript.
  • Dannenberg, P. u. A. Follmann (2015): Ringen um Grün in der Stadt. Standort, 39 (2-3). 94-100.
  • Dohnke, J. (2015): Direkte Demokratie als Instrument in stadtpolitischen Konflikten. Das Beispiel Berlin. Geographische Rundschau, 67. 4-9.
  • Kabisch, N. & D. Haase (2014): Green justice or just green? Provision of urban green spaces in Berlin, Germany. Landscape and Urban Planning, 122. 129-139.
  • Lachmund, J. (2013): Greening Berlin : The Co-production of Science, Politics, and Urban Nature. Cambridge, Mass: The MIT Press.